Als ich das erste Mal meditierte, dachte ich mir, wie soll ich nur diesen unbequemen Sitz durchhalten. Damals dachte ich noch, dass eine Meditation eine gefühlte Ewigkeit dauert und man eines auf keinen Fall dabei darf: sich bewegen. Ich hatte das Bild im Kopf, wie ich auf einer Matte in einer ziemlich anstrengenden Sitzhaltung stundenlang verharren muss und mir gefühlt der gesamte Körper schmerzt. Ich dachte an eingeschlafene Beine, zwickende Knie, ein schmerzender Rücken oder verspannter Nacken und Schultern und dass es sich ganz bestimmt nicht gut anfühlen würde, wenn vielleicht alles zusammen auftreten würde. Ich fragte mich, wie ich in aller Welt bei diesen Qualen zur Ruhe kommen sollte? Noch dazu stellte ich mir vor, dass diese ganzen "Nebenwirkungen" bestimmt nur bei mir auftreten, und alle anderen um mich herum tiefenentspannt in ihrer Mitte ruhen würden.
Die Sorgen, dass ich stundenlang in einer Position werde ausharren müssen, entpuppte sich am Anfang meiner Ausbildung bereits als riesiges Klischee. Wir starteten mit 3 Minuten Meditationen und mir fiel ein Stein vom Herzen als ich mir dessen bewusst geworden bin. Denn hey, drei Minuten würde ich ein eingeschlafenes Bein, zwickende Knie, ein schmerzenden Rücken und verspannten Nacken und Schultern schon aushalten. Notfalls auch, wenn alles zusammen auftreten würde.
Als meine erste 3-Minuten-Meditation ihrem Ende entgegenging war tatsächlich mein linkes Bein eingeschlafen und mein Rücken meldete sich. Warum aber, fragte ich mich, fangen meine Beine eigentlich an einzuschlafen, warum fängt auf einmal mein Rücken an weh zu tun, warum merke ich die verspannten Schultern und den verspannten Nacken beim Meditieren eigentlich so deutlich? Es mag vielleicht mit daran liegen, dass die Sitzvariante, die ich gewählt hatte, nicht gut zu mir passte. Daher war es für mich sehr interessant zu erfahren, dass es eine Menge Möglichkeiten gibt und ich genau wie bei der Meditationsart meinen ganz eigenen Sitz erst finden musste und auf diesem Feld jede Menge ausprobieren konnte.
Besonders spannend war es aber auch zu erfahren, dass die meisten Menschen, die meditieren, solche Begleiterscheinungen oder auch Meditationserfahrungen wahrnehmen. Ich war also gar nicht alleine mit meinen ganzen Beobachtungen? Diese Erkenntnis war für mich unglaublich befreiend. So lernte ich, dass mir mein herzallerliebstes Ego genau diese Botschaften schickt. Meine eingeschlafenen Beine waren also reine Ablenkungsversuche meines Egos, um mich davon abzuhalten mich tief sinken zu lassen. Sich einmal klar zu machen, dass eingeschlafenen Beine, zwickende Knie oder andere Dinge einem zeigen, dass die eigene Meditation funktioniert, anstatt davon auszugehen, dass sie genau deshalb kein bisschen klappt. Genau dann, wenn ich nun ein eingeschlafenes Bein verspüre, sage ich mir, "Schau an, da will dich nun dein Ego vom Meditieren abhalten" und dann lächle ich. Ich lächle und mache dann weiter. Ich konzentriere mich wieder auf meinen Atem und auf mein Meditationsobjekt. Weitermachen anstatt aufhören, so hatte ich das noch nie gesehen und ausprobiert. Das erstaunliche, was dann bei mir passiert ist, dass das Bein auf einmal zu kribbeln aufhört, die Knie nicht mehr zwicken und sich auch mein Rücken, meine Schultern und auch mein Nacken nicht mehr melden. Also, probier auch du es aus! Für deine Meditationspraxis habe ich einige Sitzpositionen zusammengestellt und ein paar Tipps gesammelt, die dir bei deiner Meditation helfen können oder die du einfach mal ausprobieren kannst.
Finde deine Sitzposition
Damit du für dich ausprobieren kannst, welche Sitzvariante für dich die richtige ist, möchte ich an dieser Stelle einige Varianten vorstellen.
Es ist ganz wichtig, dass du bequem sitzt und nimm dir die Zeit um herauszufinden, welche Haltung zu dir passt. Achte auch darauf, dass du deine Arme so hältst, dass deine Schultern entspannt bleiben.
Du kannst den aufrechten, bequemen Sitz ausprobieren. Hierbei sind deine Beine locker voreinander abgelegt und dein Knie zeigen sanft nach unten. Die Wirbelsäule richtest du auf und der Bauch und deine Schultern sind entspannt. Dein Kinn ist parallel zum Boden ausgerichtet. Versuche einmal, wie es sich anfühlt, wenn du ein Kissen unter deinem Gesäß platzierst.
Eine andere Variante ist der Fersensitz. Hier sitzt du mit deinem Gesäß auf deinen Fersen. Auch hier richtest du die Wirbelsäule bewusst auf und platzierst deine Hände so, dass Nacken und Schultern entspannt sind.
Wenn du dich im Schneidersitz wohlfühlst, dann kannst du auch diese Sitzposition mit gekreuzten Beinen einnehmen.
Es ist ebenfalls möglich im Liegen zu meditieren. Hier empfehle ich dir einen Arm aufzustellen. So kannst du sicher sein, dass du nicht einschläfst.
Tipps für eingeschlafenen Beine
Bei schmerzenden Knien kannst du dich mit Polstern ausstatten und deine Knie weich betten, oder aber du probierst einmal auf einem Stuhl zu meditieren.
Bei Rückenproblemen kannst du dich auf ein erhöhtes Kissen setzen, das kann dir helfen deinen Rücken zu entlasten und eine aufrechte Sitzposition einzunehmen.
Bei Schulterproblemen kannst du eventuell ein paar Schulter- und Nackenübungen vor deiner Meditationspraxis durchführen