Katharina Rainer-Trawöger ein Interview mit der Erfolgsautorin über Yoga in der Schwangerschaft und Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Ich bin sehr dankbar, denn ich durfte ein wunderbares Interview mit Katharina Rainer-Trawöger führen. Die beeindruckenden Antworten zu Yoga in der Schwangerschaft, Achtsamkeit, Meditation aber auch über Familie und Träume für die Zukunft lest ihr hier. Vielen Dank Katharina für deine Antworten!
Liebe Katharina, würdest du dich kurz für meine Leserinnen vorstellen?
In meinen Schwangeren-Yoga-Stunden mache ich immer eine Begrüßungsrunde, dabei frage ich zuerst mal meine Teilnehmerinnen wie sie heißen, in welcher Schwangerschaftswoche sie sind und wie es ihnen zur Zeit geht. Das ist für mich wichtig, da ich meine Yoga-Stunden an die Teilnehmerinnen anpassen möchte, um sie somit optimal zu begleiten. Erst dann stelle ich mich vor. Interessanter Weise stimmt das auch mit Patanjalis Yoga-Sutra überein, einer mehr als 2000 Jahre alten Schrift, die als Leitfaden des Yoga gilt. Darin stellt Patanjali den Achtfachen-Pfad vor und der erste Schritt hierbei ist Yama, kurzum übersetzt mit unserem Verhalten unseren Mitmenschen gegenüber. Erst dann kommt Niyama, unserem Verhalten uns selbst gegenüber. Erst Punkt drei ist hierbei übrigens Asana (Körper-Stellungen, oder ursprünglich Erdende-Übungen) und danach Punkt vier Pranayama (Atem-Übungen, oder Praktiken um das Verhalten „Yama“ der Energie „Prana“ im Körper zu kontrollieren).
Somit hoffe ich also, dass es Dir, liebe Leserin, gut geht und darf mich hiermit offiziell nochmals vorstellen:
Ich heiße Katharina, habe selbst zwei Töchter Pauline und Ronja und darf hier in Wien, gemeinsam mit meinen Mann Andreas, seit fast 9 Jahren ein kunterbuntes Yoga-Studio leiten. Schwangeren-Yoga-Stunden leite ich ebenfalls so lange und es macht mir sehr große Freude!
Wie bist du zum Yoga gekommen und was bedeutet Yoga für dich?
Meine beste Freundin hat mich mit genommen ins Yoga als ich ungefähr 20 Jahre alt war. Die Dehnungsübungen fielen mir leicht, aber die Atemübungen waren sehr anstrengend für mich. Gleichzeitig reiste mein älterer Bruder für einige Zeit nach Indien und nahm mir dann kleine Götter-Figuren mit, das weckte zusätzlich mein Interesse. Daraufhin begann ich an der Universität Wien indische Kunst- und Kultur zu studieren und reiste selbst mehrmals nach Indien. Dort auch meine Yoga-Ausbildung zu machen, erschien mir wie ein neues, fantastisches Abenteuer. Yoga zu unterrichten und selbst Yoga zu praktizieren ist für mich auch noch immer eine spannende Entwicklung. Ich entdecke immer neue Übungen, neue Variationen und neue Bereiche. Während meiner eigenen Schwangerschaften lernte ich aber auch, Yoga gezielter einzusetzen, um auf eine möglichst „leichte“ Geburt hinzuarbeiten. Noch immer Freud es mich sehr, wenn mir Teilnehmerinnen darüber berichten, dass Rückenschmerzen, Atemnot, Beklemmungsgefühle oder Ischias-Schmerzen verschwunden sind, oder sie auch Übungen aus den Yoga-Stunden bei der Geburt anwenden konnten.

Hast du eine Asana, die du vor allem in der Schwangerschaft praktiziert hast und die du meinen Leserinnen empfehlen kannst?

Zu allererst auf jeden Fall Atem-Übungen. Hier liebe ich besonders die "Liebhab-Atmung":

Dafür setzt Du dich bequem hin und mit der Einatmung öffnest Du die Arme ganz weit zur Seite, die Nasenspitze ziehst Du dabei ein klein wenig hinauf zur Zimmerdecke, mit der Ausatmung bringst Du die Handflächen bis zu deinen Schulterblättern, so als würdest Du dich selbst umarmen. Wiederhole die Übung erneut und atme dabei durch die Nase ein und dann gaaaaanz langsam durch den Mund aus. Spüre dabei wie Du mit jeder Einatmung viel Raum und Platz in deinem Brustkorb schaffst und mit jeder Ausatmung
alles an alter verbrauchter Energie zur Seite und hinter dich schiebst. Mit der nächsten Einatmung holst du dir wieder frische Energie und frischen Sauerstoff. Wiederhole die Übung ruhig 5 bis 6 Mal und sollte dir schwindelig werden, lenke deine Aufmerksamkeit noch mehr auf die lange tiefe Ausatmung.
Aber sehr gerne habe ich natürlich auch Sethu-Bandhasana, die sanfte indisch Brücke. Sie lindert Rückenschmerzen und kann, wenn sie mit einem Kissen länger gehalten wird, sogar das Baby animieren sich im Bauch in die richtige Gebärposition zu bewegen:
Hierfür liegst Du, mit aufgestellten Beinen, am Rücken und mit der Einatmung hebst Du das Becken etwas an und mit der Ausatmung senkst Du es sanft ab. Auch hierbei kannst Du durch die Nase einatmen und durch den Mund ausatmen. Gönne dir einige sanfte Wiederholungen.
Wie schaffst du es deine Familie und dein Freiraum Institut unter einen Hut zu bringen?
Ich atme oft tief durch :o)
Aber ehrlich gesagt weiß ich es manchmal selbst nicht, denn alleine wäre das alles nie möglich.
Zum Glück ist mein Mann Andreas ebenfalls Yoga-Lehrer und kann sogar Mama-Baby-Yoga- oder Schwangerenyoga-Stunden spontan vertreten. Er hat mich auch nach den beiden Geburten und während meiner Arbeit am Buch, immer sehr unterstützt, wir teilen uns wirklich alles halbe halbe auf. Unsere Eltern sind ebenfalls sehr in unser Institut und in die Kinderbetreuung eingebunden, und die ersten zwei Jahre nach der Geburt waren beide Mädchen auch bei uns im Büro und beim Unterricht dabei. Jetzt sind sie beide in einer wundervollen KiTa, zum Kinderyoga kommen sie aber weiterhin. Wir haben hier auch ein ganz tolles LehrerInnen-Team aufgebaut, viele haben selbst Kinder, oder lieben die Arbeit mit Schwangeren und Babys. Ich mache das alles also nicht alleine, hinter bzw. neben mir stehen viele weitere, die mit hilfreichen Händen am selben Strang ziehen.
 
Welche Rolle spielt Meditation bei dir und welche Erfahrungen hast du während deiner Schwangerschaft damit gemacht?
Vor meiner ersten Schwangerschaft, habe ich 12 Yoga Einheiten in der Woche zu rund 90 Minuten geleitet, dazu kam der Aufbau des Freiraum-Institutes und anfangs haben wir ja alles alleine gemacht. Geputzt, renoviert, Möbel zusammengebaut, die Buchhaltung, die Homepage uvm. Damals bekam ich, Stress bedingt, einen Tinitus. Sehr ärgerlich. Aber zum Glück wurde ich Schwanger und musste lernen runterzuschrauben, weniger zu machen, locker zu lassen. Meine Yoga-Ausbildung habe ich in der Tradition des indischen Arztes Swami Sivananda gemacht, er legte immer Wert auf ein ausgiebiges Sharvasana (Endentspannung). Hierbei wird eine ähnliche Abfolge wie bei der progressive Muskelentspannung nach Jacobson angewendet. Einzelne Körperteile werden angespannt und entspannt. Das hat mir damals enorm geholfen, da ich nur schwer loslassen konnte. Gerade gegen Ende der ersten Schwangerschaft habe ich dann gelernt auch mal ein "Mittags-Schläfchen" zu machen. Ohne dabei wirklich zu schlafen, hat es mir enorm geholfen hierbei mit Affirmationen und Visualisierungen zu arbeiten. Nach nur 20 Minuten dieser liegenden Mediationen habe ich mich gefühlt, als hätte ich Stunden geschlafen. In der zweiten Schwangerschaft habe ich dieses Wissen für mich noch öfter genutzt, da abends wenig Zeit war, um mich richtig zu erholen.
 
Wie integtierst du Achtsamkeit in deinen Alltag?
Laut der Dosha-Lehre des Ayurveda bin ich ein Vata-Typ. Also luftig, chaotisch, herzlich und manchmal ein bisschen zerstreut. Struktur tut mir gut, um meine Gedanken in die richtigen Bahnen zu lenken, aber nur nicht zu viel Struktur, sonst fühlt sich meine kreative Seele eingeengt. Da Vata-Typen zu übermäßigen Sorgen und Ängsten neigen, sind sie sehr Harmonie-Bedürftig und das kenne ich von mir sehr gut. Eigentlich möchte ich immer, dass es allen gut geht, daher bin ich stets bemüht Achtsam auf die Bedürfnisse der anderen einzugehen. Wir haben eine große Familie, viele LehrerInnen im Team und sehr, sehr viele KursteilnehmerInnen und wirklich allen möchte ich es recht machen, ich will dass sich alle wohl fühlen und sich gehört, beachtet und geachtet fühlen. Dass das nicht immer klappt ist, Euch vielleicht klar, ich aber musste erst Kinder bekommen um zu lernen, dass ich auch meinen Bedürfnissen gegenüber achtsam sein muss. Geht es mir gut, geht es auch meinen Kindern und meinem Partner gut und ich kann konzentrierter Arbeiten und unterrichten. Daher versuche ich, mir immer mehr Yoga-Stunden auch für mich selbst zu gönnen, oder einfach mal ein gutes Buch zu lesen. Ich bastle auch gerne und höre Musik. Ed Sheeran`s Lied „Save Myself“ endet mit den wunderschönen Lyrics: "And before I love someone else, I've got to love myself“. Ich finde das ist als Mutter enorm wichtig zu beachten.

Was ist dein Traum für die Zukunft?

Meine größere Tochter kommt nun in die Volksschule, die Zeit bis dahin möchte ich mit ihr in vollen Zügen genießen.

Deshalb muss gerade alles andere warten. Ich unterrichte zur Zeit etwas weniger, um die Wochenenden frei zu haben und auch, weil ich schon ganz tolle AbsolventInnen meiner Ausbildungen ins Team dazu nehmen kann. Bei Mark Stephens durfte ich gerade eine wundervolle Weiterbildung absolvieren und natürlich arbeite ich an der nächsten Auflage meines Buches. Viele TeilnehmerInnen fragen mich nach einem Mama-Baby-Yoga-Buch im selben Umfang, das wäre natürlich spannend, aber das Thema Schwangerschaft und Yoga vertieft sich durch mein Buch gerade für mich noch mehr. Ich lerne viele interessante Menschen kennen und kann Cornelia Mayer, die Hebamme die das Vorwort zu meinem Buch „Yoga für Schwangere“ im riva Verlag, geschrieben hat, nun noch mehr in meine Schwangerenyoga-Ausbildungen einbinden. All dieses Wissen auch bei anderen Ausbildungen, Weiterbildungen und Vorträgen vermitteln zu können ist zur Zeit das Schönste was ich mir vorstellen kann. Meine Familie ist gesund und glücklich, mehr kann ich mir auch für die weitere Zukunft nicht wünschen.
Von B.K.S. Iyengar gibt es auch ein schönes Zitat, das mich begleitet: 
„Yoga does not just change the way you see things, it transforms the person who sees.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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